Auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft kommen in Brandenburg durchschnittlich 6,3 ganztags betreute Krippen- oder 11,6 Kindergartenkinder. Das geht aus dem aktuellen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung hervor. Zwei Jahre zuvor war eine Erzieherin in Brandenburg durchschnittlich noch für 6,6 Krippenkinder oder – ebenso wie heute – für 11,6 Kindergartenkinder zuständig. Im Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern ist eine Erzieherin für sechs Krippenkinder und 14,4 Kindergartenkinder zuständig.
Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt, dass bei den unter Dreijährigen eine Erzieherin für höchstens drei Kinder verantwortlich sein. Für die Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel nicht schlechter als 1 zu 7,5 sein. Das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag fällt nach Angaben der Stiftung ohnehin ungünstiger aus als der Personalschlüssel, weil Erzieher und Erzieherinnen mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung aufwenden. Im Kita-Alltag werden deshalb in Brandenburg mindestens 8,3 unter Dreijährige von einer Erzieherin betreut. Bei den Kindern ab drei Jahren sind es mindestens 15,5. „Angesichts der konstant hohen Unterschiede zwischen den Bundesländern werden bundeseinheitliche Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung immer drängender“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Dem schließen sich auch Vertreter der Potsdamer Landespolitik an: „Die Frage, wie es um die Qualität der Kitas steht, ist eine sehr dringende Frage“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Brandenburger Grünen,
Marie-Luise von Halem. Es sei bekannt, dass weniger als zehn Prozent der Kindertagesstätten eine gute bis sehr gute Qualität böten. „Bei den Kitas hat das Land Brandenburg noch keine Lorbeeren erreicht, auf denen man sich ausruhen kann.“ Auch der bildungspolitische Sprecher der Brandenburger CDU,
Gordon Hoffmann, schloss sich der Forderung der Bertelsmann-Stiftung nach einem bundeseinheitlichen Qualitätsstandard für die Kitas und festen Zeitbudgets für Vor- und Nachbereitung an. „Wir müssen das unbedingt verbessern.“
Das Potsdamer Bildungsministerium verwies hingegen darauf, dass der Monitor der Bertelsmann-Stiftung noch nicht die von der rot-roten Koalition beschlossenen Verbesserungen beim Betreuungsschlüssel berücksichtige. Allein in diesem Jahr sollen rund 420 Erzieherstellen neu geschaffen werden, im kommenden Jahr dann knapp 500. „Bildung fängt bei den Kleinsten an“, sagt Bildungsminister Günter Baaske. „War die Kita früher eine Betreuungseinrichtung mit Bildungsauftrag, so ist sie inzwischen eine Bildungseinrichtung mit Betreuungsauftrag.“ Dafür sei ein besserer Personalschlüssel eine wichtige Voraussetzung. (Von Benjamin Lassiwe)
Quelle: www.prignitzer.de/bb-uebersicht/bb-politik/kita-betreuung-unter-durchschnitt-id10536091.html