Schlechtes Zeugnis für Förderschulen in der Mark
Brandenburgs Förderschulen schaffen es nicht, ihre Schüler zu fördern: Nur 11,5 Prozent von ihnen erreichen am Ende der Schulzeit den für die Berufsausbildung wichtigen Hauptschulabschluss. Im Bundesdurchschnitt gelingt das 25 Prozent der Förderschüler. In einigen Ländern liegt die Quote noch deutlich höher: In Thüringen sind es 41,3 Prozent und im Saarland 39,3 Prozent.
Das geht aus einer gestern veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. In Thüringen besuchen prozentual gesehen ähnlich viele Schüler eine Förderschule wie in Brandenburg. Der Anteil der Förderschüler an der Zahl aller schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen des Landes, beträgt in Thüringen 4,7 und in Brandenburg 4,6 Prozent. Gleichzeitig bescheinigte die Studie Brandenburg jedoch einen deutlich gestiegenen Inklusionsanteil an den Schulen: 44,7 Prozent der Schüler mit Förderbedarf besuchen eine Regelschule. Damit liegt das Land über dem Bundesdurchschnitt von 31,4 Prozent.
Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) erklärte in Potsdam, die Studie zeige, dass Brandenburg bei der Inklusion einen bundesweiten Spitzenplatz einnehme. Dies sei dem starken Engagement der Lehrer und Schulträger zu verdanken. Wichtig sei, die Inklusion an den weiterführenden Schulen auszubauen. „Wir wollen, dass möglichst viele Jugendliche mit Lernbeeinträchtigungen einen bundesweit anerkannten Schulabschluss erhalten“, sagte Baaske. Das verbessere ihre Berufschancen erheblich.
Im Herbst legen die Universität Potsdam und das Landesinstitut für Schule und Medien die Ergebnisse des Brandenburger Pilotprojekts zur inklusiven Grundschule vor. Vorerst sollen die beteiligten Grundschulen ihre Arbeit unter den Bedingungen des Pilotprojektes fortsetzen.
Die Bildungsexpertin der Brandenburger Grünen, Marie-Luise von Halem, nannte den hohen Anteil der Förderschüler ohne Schulabschluss unhaltbar. Im Länderranking belege Brandenburg den vorletzten Platz. „Die Landesregierung muss endlich ein Konzept vorlegen, um diese Quote deutlich zu minimieren und Förderschülern einen anerkannten Abschluss zu ermöglichen, so von Halem.
CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann verwies auf Qualitätsprobleme bei der Inklusion in Brandenburg. „Die Studie konzentriert sich auf Zahlen und Quoten, vor allem den Anteil von Kindern mit Förderbedarf an Regelschulen. Zur Qualität der inklusiven Beschulung schweigt sie leider völlig. Gerade dabei hinkt das Land meilenweit hinterher. “
„Inklusionsklassen sollen 23 Schüler zählen. Fast ein Drittel dieser Klassen an Grundschulen sind größer. Bei weiterführenden Schulen sieht es oft noch schlechter aus. Zum Schuljahresbeginn wurden viele Klassen nochmals größer, als sie sein dürften. Inklusion heißt individuelle Förderung aller Kinder. Sind die Klassen aber überfüllt, ist Inklusion zum Scheitern verurteilt“, so Gordon Hoffmann.