Opposition wirft SPD-Bildungsminister Verunglimpfung von Pädagogen vor
Gleich zum Unterrichtsstart im Bett: Zu Beginn des neuen Schuljahrs am Montag rechnet Bildungsminister Günter Baaske (SPD) wieder mit vielen Krankmeldungen von Lehrern. "Es ist schon so, dass man Ferienanfang und -ende an den Krankheitszahlen ablesen kann", sagte er gestern bei einer Pressekonferenz. Als Beispiel nannte er Zahlen aus dem Vorjahr. Im Schulamtsbereich Frankfurt (Oder) seien während der Sommerferien 145 Pädagogen krankgemeldet gewesen. Am 10. September, zehn Tage nach Start des neuen Schuljahres, waren es dann schon 339. "Das macht mich schon sauer", so Baaske.
Der Eindruck, Lehrer verlängerten gern ihre Ferien, sei falsch, betont die Vorsitzende des Brandenburger Philologenverbandes, Kathrin Wiencek. "Einzelfälle wird es geben, davor ist man in keinem Berufsstand gefeit", räumt sie ein, "aber man kann nicht die Lehrer pauschal verunglimpfen."
Dass der Krankenstand nach den Ferien sprunghaft ansteige, sei Fakt, habe aber auch praktische Gründe: Viele Ärzte schrieben dauerkranke, angestellte Lehrer für die schulfreie Zeit gesund. Das hänge mit Krankengeldfortzahlungen zusammen. Brandenburg hat zwar 80 Prozent seiner Lehrer verbeamtet, viele ältere, krankheitsanfälligere Kollegen befänden sich aber in einem Angestelltenverhältnis, so Wiencek.
"Es ist ein Unding, den Lehrern eine Drückeberger-Mentalität zu unterstellen und ihnen den schwarzen Peter für den Unterrichtsausfall zuzuschieben", sagt der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann. Die Arbeitsbelastung der Lehrer sei enorm, weil Rot-Rot in den vergangenen Jahren eine "Frischzellenkur" verschlafen habe. Schon früher hätten mehr junge Lehrer eingestellt werden müssen, meint auch die Abgeordnete Marie Luise von Halem (Grüne).
Die Krankheit von Lehrern ist der Hauptgrund für Stundenausfall. Im ersten Halbjahr 2014/15 waren 6,8 Prozent der Lehrer krank. 1,7 Prozent der Unterrichtsstunden fielen aus. Für die Einstellung von Ersatzlehrern stehen erneut zehn Millionen Euro zur Verfü- gung. Mit einem elektronischen Ampelsystem, einer Art Alarm-App, sollen Schulämter künftig Engpässe melden, um schneller eine Vertretung organisieren zu können. Zudem wird laut Baaske ein Gesundheitsmanagement an den Schulen entwickelt. Der Minister setzte damit eine alte Forderung des Koalitionspartners um, so die Bildungsexpertin der Linken, Kathrin Dannenberg. (Von Marion Kaufmann)